Der Epilepsiewarnhund

Ein Hund, der epileptische Anfälle anzeigt, bevor der Mensch sie spürt, wird Epilepsiewarnhund (Seizure Alert Dog) oder Epilepsiemeldehund (Seizure Response Dog) genannt. Hierbei wird wie folgt unterschieden:

Ein Epilepsiemeldehund hat beispielsweise gelernt, dass er Hilfe für den betroffenen Menschen holen oder ihn in Sicherheit bringen soll. Ein Beispiel dazu ist folgendes: Ein an Epilepsie erkrankter Mensch ist auf der Straße unterwegs. Der Hund spürt, dass der Mensch demnächst einen Anfall bekommen wird und bringt ihn daher in Sicherheit, z. B. auf den Bürgersteig oder zu einer Bank. Genauso kann der Epilepsiehund den Betroffenen bei Orientierungslosigkeit davor bewahren, sich in Gefahr zu bringen.

Ein Epilepsiewarnhund kann einen bevorstehenden Anfall durch verschiedene Verhaltensweisen anzeigen, z. B. durch das Auflegen der Pfote oder Anstupsen. Obwohl die Hunde jeweils eine Art anzuzeigen lernen, haben wir die Erfahrung gemacht, dass jeder Hund anders anzeigt bzw. bei Nichtbeachten sich ein neues Anzeigemuster sucht. Daher muss der Hundehalter dahingehend geschult werden, dass er seinen Hund „lesen“ kann. Es gibt Berichte von Betroffenen mit einem Epilepsiewarnhund, bei denen der Hund Anfälle von wenigen Sekunden Dauer bis zu 45 Minuten vor dem Eintreten des Anfalls erkennt.

Anders als bei Diabetikerwarnhunden ist es leider noch nicht klar, was genau der Hund wahrnimmt. Es wird aber vermutet, dass der Hund auf die Herzfrequenz und den Herzrhythmus sowie Duftstoffe reagiert. Wichtig ist, dass der Hund sehr sensibel ist und überdurchschnittlich gut auf kleinste Veränderungen reagiert.

Gerade bei diesen Hunden ist eine intensive Teamschulung sehr wichtig. Die Arbeit von uns besteht daher zu einem wesentlichen Teil darin, den Hund mit einem Epilektiker zusammen zu schulen, aber auch dem Hund einen sehr guten Grundgehorsam zu vermitteln und seine Nase ausgiebig zu schulen. Außerdem gibt es einige Faktoren, die eine zuverlässige Voranzeige eines Anfalls beeinflussen:

• Es besteht eine enge Beziehung zwischen dem Hund und dem Halter.

• Der Hund muss gewillt sein, mit seinem zukünftigen Halter bedingungslos zusammenzuarbeiten. Dieser Aspekt ist vielleicht der wichtigste von allen.

Außerdem ist ein häufiges Auftreten der Anfälle (5 oder mehr Anfälle im Monat) in diesem Fall auch ein begünstigender Faktor, da der Hund so schneller lernt (durch häufiges Wiederholen). Treten hingegen die Anfälle eher selten auf, so besteht die Gefahr, dass der Hund das Anzeigen verlernt. Dieses Phänomen kennt man von sich selber auch: Dinge, die man häufig tut, beherrscht man im Schlaf. Bei Sachen, die man selten macht, muss man oft erst mal nachdenken, wie etwas funktioniert.